21.Aug. 2020

„Im Dickicht“ – im Dickicht

Die launige Überschrift verweist auf unsere erste Aufführung von Akutagawas Meisterwerk in Corona-Zeiten.

Im Rahmen des literarischen Zyklus ‚Erlesene Gärten‘ erlösten sich Markus Kopf und Ben Bönniger mit wunderbarer Präsenz von monatelanger konzertanter Abstinenz. Wo? Buchstäblich mitten im Wald, genauer: einem fast kreisrunden „Konzertsaal“ inmitten eines Buchenwalds. ‚Walddom‘ – so wird die Örtlichkeit genannt, mit nicht überhörbarem romantischen Unterton.

Wochen vorher schon ausverkauft lauschte ein fasziniertes Auditorium unter (hier leicht einzuhaltenden) Hygiene-Regeln den beiden Künstlern. Nicht das geringste Rascheln im fußläufigen Laub – Konzentration tatsächlich fast als Andacht! Und wirklich erstaunlich die Akustik, mit Nachhallzeiten wie in einer Kirche.

Vielleicht sollten wir ja grundsätzlich in Feld, Wald, Wiese und Höhle umziehen und große Kunst nur noch in großer Natur zelebrieren?

       

22.Juli 2020

Akutagawas „Im Dickicht“

Wer spricht die Wahrheit? Wer hat Recht? Wessen Darstellung kann man glauben?

Es ist so unerhört aktuell, wenn Akutagawa, japanischer Großmeister der Moderne, seine Hörer durch ein Dickicht widersprüchlicher Aussagen schickt. Die Lust an dieser Last ist ganz auf unserer Seite – ein Verwirrspiel aus Crime und Tiefenpsychologie, das süchtig machen kann. Nicht umsonst gehört Rashomon, der auf der Akutagawa-Erzählung Im Dickicht basierende Film von Akira Kurosawa, zu den wichtigsten Klassikern der Filmgeschichte.

Unser Hörbuch bietet mit der Interaktion von Sprechstimme und Jazzschlagzeug (Markus Kopf und Ben Bönniger) eine vollkommen neuartige Inszenierung des Stoffs. Das Konzept des integrierten Doppelklangs steigert die Hör-Spannung – eine ästhetische Regie, deren  Farbigkeit zu einer existentiellen Hör-Erfahrung wird. Der Maler und Grafiker Igor Oster schuf den wunderbaren Holzschnitt für das Cover.

Unsere Produktion, die auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse Premiere feiern sollte, erscheint den Umständen geschuldet etwas später, etwas leiser – aber mit umso größerer Überzeugung und Freude.

     

05.März 2020

Jakob Sandlitz fühlte sich wohl

Unser Autor auf Lesetour in Berlin.

Der Berliner Protagonist aus Hannes Sonntags Roman Solange es noch geht begegnete sich selbst in „seiner“ Stadt – achtzig Jahre nach seinem Tod. Genauer, der Autor ließ ihn in der Schwartzschen Villa plastisch und lebendig werden. Durchwirkt von empathischen Klavierklängen: Mendelssohn, Schumann, Chopin. Zeugen der Wiederauferstehung dieses frühen Kämpfers gegen die Barbarei: ein zahlreich erschienenes, hochkonzentriert folgendes und am Ende tief beeindrucktes Auditorium.

Gemeinsamer Grundton: B. Wie Berlin.

 

02.Dez. 2019

Doppel-Ton in der Klangwerkstatt

Als Gast in den schönen klassizistischen Räumlichkeiten des Ensemble Horizonte in der Klangwerkstatt Detmold setzte der Autor Hannes Sonntag seine Lesetour fort. Am 28. November 2019 lauschte ein hochkonzentriertes Publikum der eindrücklichen Lesung und dem empathisch Text-verpflichteten Klavierspiel Sonntags mit Werken von Mendelssohn, Chopin und Schumann. Auch der soeben erworbene Steinway-Flügel des Hauses öffnete übergreifende Wahrnehmungsräume.

In intensiven Gesprächen mit Hörerinnen und Hörern beim Wein nach der Veranstaltung wurde immer wieder deutlich, wie stark, wie direkt Leben und Erfahrungen des Roman-Protagonisten Jakob Sandlitz in den 1930ern eine scheinbar ferne Vergangenheit mit der Gegenwart verlinken.

06.Okt. 2019

Markus Kopf (Stimme) und Ben Bönniger (Schlagzeug) präsentieren ihr immer wieder Aufsehen erregendes Programm mit Akutagawas Im Dickicht und Edgar Allan Poes Das verräterische Herz am 11. Oktober im Bennohaus Münster (s. Veranstaltungen).

Mit dem perfekt ausbalancierten analogen Gleichgewicht beider Parte stellt diese Version der beiden Werke einen seltenen interpretatorischen Glücksfall dar. Voraussichtlich noch im Herbst dieses Jahres wird die CD-Einspielung des Akutagawa-Textes bei uns erscheinen.